5.2.6.5       Praktikum 2. Semester Weihenstephan  Radies
                  Bericht
Sortenvergleich mit Radies im Früjahrsanbau unter Vliesbedeckung
1. Einleitung
Das Radies, botanisch Raphanus sativus L. var. sativus, ist eine mit dem Rettich verwandte Gemüsepflanze mit verdickter, weissfleischiger und saftiger Wurzel. Radies schmecken am besten roh; sie sollen knackig sein und leicht scharf schmecken. Letzteres kommt vom Allyl-Senföl, das Stoffe enthält, die antibiotisch und auch krebsvorbeugend wirken, sowie Leber und Galle anregen. Dazu enthalten sie reichlich Vitamin C, Kalium, Kupfer, Magnesium und Eisen. Für die Vermarktung sollten die Radies möglichst gleichmäßig groß und rund, sowie kräftig rot sein. Wichtige Merkmale sind die  Pflanzengesundheit, Laublänge und Dicke des Wurzelansatzes. Um eine optimale Sortenauswahl treffen zu koennen wurden in einem Praktika an der FH Weihenstephan deshalb vier Radiessorten einem Vergleich unterzogen.
2. Versuchsbeschreibung
2.1. Versuchsfrage
Im Rahmen des Faches Versuchswesen im 2. Semester Gartenbau wurden 4 Radiessorten auf Frühzeitigkeit, Aufgangsstärke, Krankheitsresistenz, Qualität, Ertrag und Eignung für den Anbau unter Vlies untersucht. Angaben zu den Sorten und Züchtern sind in Tabelle 1 zusammengefasst.
Tab.1: Versuchsvarianten, Sorten und Herkunft
Radies Sorten und Herkunft
2.2. Versuchsanlage und Untersuchungen
Als Anlagemethode wurde eine Blockanlage (Lateinisches Rechteck) mit 4 Wiederholungen  gewählt. Die Breite der 16 Parzellen betrug 1,5 m mit Weg, bzw. 1,24 m ohne Weg; die Länge pro Parzelle 1,8 m. Es wurden in jeder Parzelle 15 Querreihen mit einem Reihenabstand von 12 cm angelegt, der Saatabstand in der Reihe betrug 4 cm. Nach dem Auflaufen der Samen wurden an zwei Reihen in jeder Parzelle die gekeimten Pflanzen gezählt und daraus die Aufgangsstärke ermittelt.
Die statistische Auswertung des Versuches beschränkte sich auf eine Erntefläche von 80 cm Breite sowie 60 cm Länge (5 Reihen) pro Ernte. Hierzu wurde jede Parzelle in 2 Ernteparzellen unterteilt. Um Randeinflüsse zu vermeiden wurden jeweils die Reihen 1, 2, 8, 14 und 15 nicht beerntet.
Zunächst wurden die Radies geputzt und in markt- und nicht marktfähige sortiert.  Dann wurden die Marktfähigen in fünf Groeßenklassen mit einer Abstufung von 5 mm, die Nichtmarktfähigen in zu Kleine (<15mm), Kranke und solche mit Platzern unterteilt. Bei der 1. Ernte wurde die Laublänge, Ausgeglichenheit der Knollenform und Dicke des Wurzelansatzes bonitiert. Auf Pelzigkeit wurde an beiden Ernteterminen aus einer repräsentativen Menge von 10 marktfähigen Radieschen pro Ernteparzelle geprüft.
2.3. Statistische Auswertung
Die statistische Verrechnung erfolgte mit dem EDV-Programm Minitab (Version 14). Die marktfähige Ware pro m², der Knollendurchmesser der Marktfähigen, marktübliche Ware pro m² sowie die Aufgangsstärke in % wurden varianzanalytisch verrechnet. Wenn die Varianzanalyse einen signifikanten Sorteneinfluss ergab, wurde mit dem Bonferroni-Test überprüft, zwischen welchen einzelnen Sorten signifikante Unterschiede bestanden.
Sämtliche Boniturnoten wurden mit dem Kruskal-Wallis-Test auf Signifikanz geprüft. War dies der Fall, erfolgte per Nemenyi-Test ein Mittelwertvergleich.
Die Häufigkeitsverteilungen in den einzelnen Größenklassen sowie die der nicht Marktfähigen  wurden mit dem Chi-Quadrat-Test überprüft.
3. Versuchsdurchführung
3.1. Zeitlicher Verlauf des Versuches
Der Versuch fand im Frühjahr 2005 auf dem Gelände der Forschungsanstalt für Gartenbau auf dem Feld B7 in Freising statt. Der Boden auf dem Versuchsgelände kann als lösslehmreich und zu Staunässe neigend beschrieben werden. Am 05.04.2005 erfolgte zunächst eine Düngung mit Kalksalpeter (15,5%N), danach die Aussaat von Hand. Es wurden je 2 Samen pro Saatstelle in ca. 1 cm Tiefe eingebracht. Anschließend wurde das komplette Versuchsfeld mit Vlies (Agryl P17) bedeckt.
Die Bonitur der Aufgangsstärke sowie das Auszählen der aufgegangenen Radies fand am 22.04.2005 statt. Anschließend wurde auf eine Pflanze pro Saatstelle vereinzelt sowie durch das Institut mit Kalkammonsalpeter (27%N) gedüngt. Danach wurde das Feld wieder mit dem Vlies abgedeckt, welches bis zum 02.05. auf der Fläche belassen wurde. Geerntet wurde am 10.05. und 13.05.2005.
3.2. Bodenbearbeitung und Düngung
Vor der Pflanzung erfolgte die Bodenvorbereitung durch das Institut. Die Herbstfurche wurde mit einer Saatbeetkombination und anschließend mit einer Beetfräse bearbeitet. Je zwei Samen wurden in 1-2 cm Tiefe Löcher per Hand eingesät und danach etwas mit Boden bedeckt. Anschließend wurde die Anbaufläche mit einer Walze leicht verdichtet. Waehrend der Kulturzeit wurde der Boden nicht bearbeitet.
Nach einer Bodenanalyse wurden die für die Radies erforderlichen Düngemengen bestimmt. Vor Versuchsbeginn wurde durch das Institut eine Düngung mit Kalimagnesia (90kg K2O/ha) durchgeführt. Auf eine Grunddüngung mit Phosphor wurde wegen einer ausreichend vorhandenen Menge (49mg/100g Boden) verzichtet. Am Tag der Aussaat (05.04.2005) erfolgte eine weitere Düngung mit Kalksalpeter (15,5%N; 49kg N/ha). Zuletzt wurde am 20.04.2005 eine Kopfdüngung mit Kalkammonsalpeter (27%N) ausgebracht. Hierbei wurde ein Sollwert von 120kg N/ha angestrebt.
3.3. Pflanzenschutzmaßnahmen
Aufgrund der zahlreichen Niederschläge trat bei den einzelnen Sorten verstärkt Falscher Mehltaubefall auf.  Eine weitere Rolle spielten die späte Vliesabnahme sowie der frühe Erntetermin, da die Behandlung zu Rückständen geführt hätte und die Wartezeiten zu kurz waren.
3.4. Witterungsbedingungen und Beregnung
Der Versuch wurde im Zeitraum vom 05.04.2005 bis 13.05.2005 zusätzlich zu den gefallenen Niederschlägen dreimal beregnet. Während des Kulturzeitraums regnete es häufig, dazwischen gab es immer wieder Tage mit hohen Temperaturen und Einstrahlungswerten. Insgesamt fielen 147 mm Regen, die mittlere Tagestemperatur betrug 10,3 °C. Die dargestellten Wetterdaten stammen von der  Wetterstation in Freising und wurden über das Agrarmeteorologische Messnetz Bayern der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft aufgezeichnet (Abb. 1 und 2).
Niederschlaege
Abb. 1 Darstellung der Niederschläge im Kulturzeitraum, der Beregnungsmaßnahmen sowie der durchschnittlichen Niederschläge ab 1995
Temperatur Einstrahlung
Abb. 2 Darstellung der Globalstrahlung sowie des Temperaturverlaufs 20 cm über dem Boden als auch 5 cm im Boden
4. Ergebnisse
4.1. Wuchseigenschaften
Alle Radiessorten unterschieden sich nicht signifikant in Bezug auf Pelzigkeit, Laublänge, Ausgeglichenheit der Knollenform sowie in der Dicke des Wurzelansatzes. Alle Sorten hatten eine ausreichende Laublänge für eine Bündelung von 10 cm.  Die Ausgeglichenheit der Knollenform, sowie die Dicke des Wurzelansatzes war bei allen Sorten zufriedenstellend. Wernar F1 und Masterred F1 sind deutlich besser aufgelaufen als Rota und Alex F1. Bei der Sorte Wernar F1 sind signifikant mehr Pflanzen aufgegangen als bei den anderen 3 Sorten (Tab. 2).
Tab. 2  Aufgang der Radiessorten
Aufgang
4.2. Ertragseigenschaften
Im Versuch wurden bei der 1. Ernte keine Radies > 30 mm geerntet.
Die meisten marktfähigen Radies hatte die Sorte Alex F1. An zweiter Stelle der Marktfähigen stand Rota, welche eine noch staerkere Tendenz zur kleinsten Größenklasse aufwies.
Wernar F1 und Masterred F1 hatten überdurchschnittlich viele Große (25 - 30mm), jedoch eine geringere Anzahl an Verkaufsfähigen als Rota und Alex F1. Die mit Abstand schlechteste Sorte war Masterred F1, welche ganz eindeutig weniger Ertrag als die anderen Sorten lieferte, was an ihrer Neigung zum Platzen lag. Dies ist vermutlich auf die sehr feuchte Witterung zurueckzuführen (Tab. 4 und 5, Abb. 3 und 4 ).
Im Bezug auf die marktübliche Ware konnten keine Unterschiede, weder zwischen den einzelnen Sorten noch zwischen den beiden Ernten festgestellt werden (Tab. 3 ).
Tab. 3 Marktfähige Ware und Durchmesser dieser Radies
Marktfaehig und Durchmesser
Knollendurchmesser
Druchmesser_Aufgang 1. Ernte Druchmesser Aufgang 2. Ernte
Abb. 3 Abweichung Knollendurchmesser vom Gesamtmittelwert bei 1. Ernte Abb. 4 Abweichung Knollendurchmesser vom
Gesamtmittelwert bei der 2. Ernte
4.3 Qualitätseigenschaften
Die Sorten unterscheiden sich merklich in der Pelzigkeit und in der Knollenform. Auch in der Dicke waren Unterschiede feststellbar. Genauere Angaben sind Tabelle 5 zu entnehmen.
Tab. 5 Qualitätseigenschaften der geernteten Radies
Qualitaet
5. Diskussion
Die Sortenwahl gehört zu den wichtigsten Entscheidungen beim Anbau von Radies. Daneben muss auf eine richtige Düngung geachtet werden. Auch darf die Wasserversorgung nicht stark schwanken, weil es sonst viele Radies platzen. Das in diesem Versuch der Anteil an marktfähiger Ware gering war, lag an den vielen Niederschlägen während des Anbauzeitraumes.
6. Zusammenfassung
In einem Radiessortenversuch auf dem Standort Weihenstephan im Frühjahr 2005 wurden die vier Sorten 'Goliath F1', 'Masterred F1';'Rondeel' und 'Rota' unter Vliesbedeckung kultiviert und verglichen. Die Ernte erfolgte 35 bzw. 38 Tage nach der Aussaat. Aufgrund der schlechten Standortbedingungen und die hohen Niederschläge konnten kaum signifikante Differenzen ermittelt werden. Allein bei der zweiten Ernte konnte festgestellt werden, dass sich die Zahl der marktfähigen Radies bei der Sorte 'Masterred F1' im negativen Sinne signifikant von den anderen drei Sorten unterschied. Somit war es nicht möglich, qualitativ hochwertige Sortenprofile zu erstellen, die die Vor- und Nachteile der einzelnen Sorten erkennen lassen.
65h2W2SRBer,  Praktikumsberichte 2. Sem FBG FHW, Web Fz 2005 12 28
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